Interview Dario Ferrante (1. Teil)
Halbzeit in der Nationalliga B im Handball doch im Hintergrund arbeitet Dario Ferrante, Goalie beim TV Endingen, Vollzeit kräftig an seiner Rückkehr! Seit Mai 2015 ist Dario am Knie verletzt.
Dario Ferrante, trainiert seit über 4 Jahren mit den Techniken des Mentalen Trainings, Coaching & Sporthypnose bei mir.
Der TV Endingen stellt Mentaltraining, Coaching und Hypnose seit dieser Zeit den Sportlern zur Verfügung.
Rückblende und Ausblick von Dario in zwei Teilen:
1. Teil
Die Saison 2014/15, war für Dich ein bewegendes Jahr mit herausfordernden Situationen. Der Aufstieg in die höchste Spielklasse wurde schlussendlich doch nicht erreicht. Wie war Deine Saison rückblickend?
Meine Saison war wohl ein ziemliches Wechselspiel zwischen Höhen und Tiefen. Anfangs Saison war ich noch nicht ganz zufrieden mit der Rolle, welche mir zugetraut wurde; ich hätte gerne mehr Spielzeit bekommen. Meine Unzufriedenheit hat sich dann teilweise auch auf meine Leistungen ausgewirkt. In der zweiten Saisonhälfte habe ich mich besser mit der neuen Situation abgefunden und ich spielte immer öfter auf demjenigen Niveau, das ich von mir erwarte. Dann plötzlich änderte sich so ziemlich alles, als sich mein Torhüter Kollege Andi am Rücken verletzte: Ich musste Leistung bringen. Ich denke das ist mir über weite Strecken gelungen, und ich bin immer noch ein bisschen stolz, wenn ich daran zurückdenke. Dass wir uns im Saison-Endspurt und dann auch in der Barrage geschlagen geben mussten, gibt der Saison leider ein einen bitteren Nachgeschmack. Eine weitere unglückliche Nachricht habe ich einen Tag nach dem Barrage-Spiel in Stäfa erhalten: vorderer Kreuzbandriss und Innenbandanriss am rechten Knie.
Wie gerade erwähnt, auf einmal verletzte sich Schlussmann André Willimann – dies bedeutete, dass die nächsten 8 Meisterschaftsspiele wie auch die Barrage-Spiele gegen Stäfa in Deiner Verantwortung lagen. Wie bist Du mit dieser neuen Situation umgegangen? Wie hat Dir Sporthypnose und Coaching geholfen, diese anspruchsvolle Zeit zu meistern?
Die Verletzung von Andi hat natürlich alles verändert. Der Druck, der da plötzlich auf meinen Schultern lastete, war enorm. Richtig gemerkt habe ich das erst, als wir in Möhlin (das erste Spiel ohne Andi) Matchbesprechung hatten. Ich hatte plötzlich Herzrasen, ein paar Beruhigungsübungen später konnte ich aber einen guten Match spielen und wir waren siegreich.
Generell hat mir mein ganzer Mentaltraining-Werdegang der letzten vier Jahre sehr geholfen in dieser Zeit. Ich konnte viele Sets und Mentaltrainingseinheiten so beibehalten und habe einfach den Aufwand fürs Mentaltraining gesteigert. Mit jedem guten Spiel habe ich an Sicherheit und Glaube an mich und mein Können gewonnen. Zentral waren auch jeweils die Coachings mit dir, in welchen wir uns auf die kommenden Herausforderungen eingestellt haben. Und auch die Sporthypnose hat mich bestens auf den kommenden Gegner vorbereitet. Ich konnte mit einer grossen Sicherheit in diese Spiele gehen. Ich war bereit, jedes Spiel aufs Neue.
Kommen wir zum Barrage-Spiel gegen Stäfa. Die Hinrunde fand in Wettingen statt, der Druck auf Deinen Schultern war sehr hoch. Dazu bist Du nachträglich auch in die Kritik von der Presse geraten. Wie war für Dich dieses erste Spiel?
Dieses Spiel war natürlich etwas ganz besonderes für mich. Mein erstes „Entscheidungsspiel“ als Nummer 1 gegen Basel war etwas unglücklich verlaufen. Doch ich war fest überzeugt, dass dies jetzt unsere und auch meine Chance ist. Im Spiel selber konnte ich keine Topleistung abrufen; obwohl ich diese Drucksituationen eigentlich sehr geniesse, konnte ich nicht ganz mein Können zeigen. Jedoch habe ich während des ganzen Spieles immer das Gefühl gehabt, dass ich Herr der Lage bin. Ich habe nie an mir gezweifelt oder an das Spiel gegen Basel gedacht. Die Kritik in der Presse konnte ich dann am nächsten Morgen nicht ganz nachvollziehen. Ich hatte zwar keine Topleistung gebracht, aber wir haben das Spiel gewonnen und ich war auch nicht völlig unzufrieden mit meiner Leistung.
Vor dem zweiten Spiel wurde das erste analysiert und mit Goalie-Trainer Martin Pauli und mit mir im Coaching neu aufgesetzt. Was hat Dir geholfen, Dich in dieser speziellen Situation vorzubereiten?
Mir hat es sehr geholfen, dieses Spiel allgemein und auch diese Kritik in der Presse mit Martin und dir zu analysieren, wichtige Schlüsse daraus zu ziehen und dann aber auch ad acta zu legen, um mich voll auf das bevorstehende Rückspiel zu fokussieren.
Speziell haben wir in diesem einen Coaching vor dem Rückspiel noch 1,2 kleine Tricks und Kommunikationsabmachungen zwischen Martin und mir angeschaut, welche sich dann als sehr nützlich herausgestellt haben.
Wie beschreibst du Dein letztes Barrage-Spiel auswärts in Stäfa?
Im Rückspiel in Stäfa wurden wir am Anfang überrannt. Doch ich habe mich auch hier wieder in keinem Moment mental runterziehen lassen. Ich war immer noch fester Überzeugung, dass ich alles im Griff habe und dass wir dieses Spiel gewinnen werden. Dank dieser Gewissheit fand ich dann auch besser ins Spiel und obwohl ich in der ersten Halbzeit noch nicht eine Topleistung zeigte, fühlte ich mich wohl, ich genoss das Spiel. Ich hatte völlig unabhängig vom Spielverlauf dieses Gefühl oder eher diese Überzeugung, dass wir hier gewinnen können und ich meine Leistung bringen werde, ich hatte ein Gefühl der Sicherheit. Die Realität auf dem Spielfeld sah jedoch etwas anders aus.
Nach einer Behandlungspause, einem starken Tape und hoher Physiokunst zur Halbzeitpause habe ich dann in der zweiten Halbzeit nahe an meinem Leistungsmaximum gespielt. Wahrscheinlich hatte ich plötzlich den Kopf frei. In dieser Situation diese Leistung abzurufen, ist wohl bis heute einer meiner grössten sportlichen Erfolge. Ich war einfach voll im Flow, alles ging von alleine, nur rennen war bisschen schwierig mit einem Kreuzband weniger.
Ärgerlich war auch Deine Verletzung im letzten Spiel! Wie war das für Dich direkt nach dem Spiel?
Nach dem Spiel machte sich in mir ein sehr merkwürdiger Gefühlscocktail breit: Da war einmal natürlich die grosse Enttäuschung, die jedoch nicht ganz so lähmend war, da wir auch in der zweiten Halbzeit chancenlos blieben. Auf der anderen Seite verspürte ich eine gewisse Beunruhigung und Angst, weil ich doch ziemlich klar gespürt habe, dass mein Knie ein paar neue Bewegungsrichtungen entwickelt hat, die wohl nicht unbedingt im Sinne eines gesunden Knies sind. Zu diesem Zeitpunkt habe ich jedoch „nur“ mit einer Verletzung am Innenband gerechnet. Und die letzte Komponente dieses Gefühlcocktails war auch ein positives Gefühl: Ich hatte endlich einmal mein volles Potenzial in einem Entscheidungsspiel unter Beweis gestellt, stolz mischte sich sicherlich auch ein.
Die ganze Situation hatte zudem etwas Surreales, auch am nächsten Morgen noch. Als mir ein Arzt in Zürich die Diagnose „vorderer Kreuzbandriss“ unterbreitete, war ich weder traurig noch wütend, ich nahm es einfach zur Kenntnis.
Wie sich Dario für sein Comeback vorbereitet, lesen Sie im zweiten Teil…